26. EUROPÄISCHE CF KONFERENZ, WATERFRONT HALL,
BELFAST, IRELAND, 04.06. - 07.06.2003

Symposium: Transplantation
Moderation: P. Corris (UK) und J. Egan (IRE)

Zusammenfassung von:

Dr. med. C. Pfannenstiel
Kinderarztpraxis Laurensberg,
Aachen

Resultate der Transplantation bei Mukovizidose (CF) - Die Realität 2003
P. Corris, Newcastle, United Kingdom

In seiner Übersicht ging Corris auf verschiedene aktuelle Aspekte der Lungentransplantation bei Mukoviszidose-Patienten ein. Derzeit beträgt der Anteil der bei CF-Patienten erfolgten Eingriffe etwa 20% aller weltweit durchgeführten Lungentransplantationen. In den letzten Jahren konnte ein geringer, aber signifikanter Fortschritt bei der mittleren Überlebenszeit erzielt werden: die durchschnittliche 5-Jahres-Überlebensrate liegt weltweit etwa bei 50%. Nachdrücklich wies der Referent jedoch darauf hin, dass derartige Zahlen in starkem Masse von der Größe und Erfahrung des jeweiligen Zentrums abhängig sind. So betrage beispielsweise der Median für die durchschnittliche Überlebenszeit nach Lungentransplantation in Newcastle für Mukoviszidose-Patienten 8 Jahre.

Weiterhin erläuterte Corris anhand einer aktuellen Studie (Abstrakt 190), dass die Therapie eines Pneumothorax bei CF-Patienten vor geplanter Lungentransplantation nicht notwendigerweise vom herkömmlichen Vorgehen abweichen muss. So unterschied sich das chirurgische Ergebnis der Lungentransplantation in einer Gruppe von 17 Patienten mit vorherigem Pneumothorax, welche z.T. mittels Saugdrainagen, bzw. Pleurodesen behandelt wurden, nicht von einer Vergleichsgruppe. Allerdings waren in dieser Gruppe signifikant häufiger Transfusionen von Erythrozytenkonzentraten erforderlich. Abschließend empfahl der Referent, das jeweilige Management bei Pneumothorax nach Möglichkeit mit dem entsprechenden Zentrum abzustimmen.

In eigenen Untersuchungen fanden Corris und Mitarbeiter eine deutlich reduzierte 30-Tage-Überlebensrate (50% versus 93%) bei Patienten, deren Körpertemperatur präoperativ am Tage der Transplantation 37.4° C überstieg. Dies könne einen Grund darstellen, auf den Eingriff zu verzichten. Einen großen Anteil an der Frühsterblichkeit hatten überdies Patienten, die bereits präoperativ mit B. cepacia Genomovar III infiziert waren. Dennoch stelle dieser Befund keine absolute Kontraindikation dar, erfordere aber entsprechende Konsequenzen, insbesondere bezüglich der antibiotischen Therapie nach erfolgter Lungentransplantation.

Abschließend wies Corris auf eine aktuelle Untersuchung hin, welche den Nachweis von Quorum Sensing Molekülen in bronchoalveolärer Lavage bei stabilen lungentransplantierten CF-Patienten mit negativen Sputumbefunden erbrachte (Ward et al., Thorax 2003, 58: 444-446). Er deutete den Befund als möglichen Hinweis auf eine okkulte bronchiale Sepsis und diskutierte in diesem Zusammenhang den Einsatz von Makroliden.

Strategien für die Vergrößerung der Spendergruppe im Jahre 2003
D. van Raemdonck, Leuven, Belgium

In seinem Referat wies van Raemdonck auf die aktuellen Mortalitätsraten von etwa 10-20% der Patienten auf der Warteliste zur Lungentransplantation hin. Er erläuterte die derzeitige "Opting out"-Vorgehensweise in Belgien und Österreich, wonach eine aktive Entscheidung erforderlich ist, um nicht als Organspender in Betracht zu kommen, und stellte diese dem "Opting in"-Vorgehen in Deutschland und den Niederlanden gegenüber. Nach den bisherigen Erfahrungen ergeben sich für die beiden erstgenannten Länder im Rahmen des Eurotransplant-Verbundes dadurch etwa doppelt so hohe Donor-Raten.

Im weiteren diskutierte van Raemdonck andere Ansätze, um die Anzahl der möglichen Spenderlungen zu erhöhen, u.a. eine höhere Akzeptanz bezüglich Alter und Vorerkrankungen suboptimaler Organe, die split-lung Technik (wodurch auch eine Größenanpassung für Kinder ermöglicht wird) sowie die Option der Verwandten-Spende (wobei in bisherigen Untersuchungen eine geringere Rate an chronischen Abstoßungsreaktionen dargelegt wurde). Auch erwähnte er die vor 3 Jahren erstmals erfolgreich durchgeführte Transplantation einer Lunge eines "non heart beating donors" nach insgesamt 14-stündiger Ischämiezeit. Eigene Untersuchungen von van Raemdonck und Mitarbeitern betreffen schließlich die extrakorporale Reperfusion möglicher Spenderlungen, um so eine optimale Evaluation, aber auch eine ex vivo Konditionierung, z.B. durch antibiotische Therapie der Organe, zu erzielen.

Die Diskussion erbrachte den Hinweis, dass auch eine verbesserte Zusammenarbeit mit den intensivmedizinischen Abteilungen von großer Bedeutung für die Qualität der Spenderorgane ist. Ethische Aspekte der Strategien zur Organspende wurden im Vortrag von van Raemdonck nicht berührt.

Obliterierende Bronchiolitis - Neue Ansichten der Pathophysiologie und ihre Vorbeugung
C. Knoop, Brussels, Belgium

Die Bronchiolitis obliterans ist für etwa 30-40% der späten Mortalität (> 3 Jahre) nach Lungentransplantation verantwortlich. Es handelt sich um ein sehr heterogenes Krankheitsbild, welches akut oder protrahiert zu jedem Zeitpunkt nach Lungentransplantation beginnen kann. C. Knoop erläuterte in ihrem Vortrag verschiedene Verlaufsformen und nannte als entscheidende Risikofaktoren die (wiederholte) akute Abstoßungsreaktion, die lymphozytäre Bronchitis sowie die CMV-Pneumonitis. Pathophysiologisch kommt es zu einer ineffektiven epithelialen Regeneration mit Leukozyten- und Makrophagen-Aktivierung und anschließender ausgeprägter Fibrose. Nachdrücklich betonte Knoop, dass es sich also nicht nur um eine chronische Abstoßungsreaktion handelt.

In der Diagnosestellung hat sich die transbronchiale Lungenbiopsie als zu insensitiv erwiesen, daher wird derzeit der irreversible Abfall von FEV1 und FEF25-75 als Diagnoseparameter herangezogen. Weitere, aktuell untersuchte diagnostische Verfahren umfassen den Einsatz von single breath washout Techniken, HR-CT, Atemkondensat und Sputuminduktion.

Zur Prävention der Brochiolitis obliterans nach Lungentransplantation gibt es nach wie vor kein einheitlich etabliertes Vorgehen. Bisherige Ansätze betreffen u.a. Veränderungen des Monitoring der immunsuppressiven Therapie mit Cyclosporin A, die alternative Anwendung von Tacrolimus sowie den inhalativen Einsatz von Cyclosporin A und Kortikosteroiden.

Quelle: CHIRON Kongressberichte